Erstdrucke (Erstveröffentlichungen)

Von Bruckner selbst, seinen Freunden und Verehrern, darunter August Göllerich und Max Auer, aber auch von Autoren wie Alexander Weinmann (1901–1987) wurde stereotyp die Meinung kolportiert, Bruckner sei nicht nur von Musikkritik und Publikum missverstanden, sondern auch von den Verlegern missachtet worden. Vielfach wurde unkritisch der Brief Friedrich Ecksteins an Josef Sittard vom 3.4.1886 zitiert, in dem dieser berichtet, dass nur die Dritte Symphonie (2. Fassung) und das Te Deum bei Rättig sowie die Siebente Symphonie bei Gutmann erschienen wären: „Alles übrige von Bruckners Partituren, vielleicht an tausend geschriebene Seiten, ist noch ungedruckt, weil sich kein Verleger finden läßt, der diese Werke in Verlag nehmen würde. Diese traurige Thatsache wird vielleicht einmal als culturhistorisches Exempel zu dienen haben! Die Sache ist weit trauriger, als sie es sich vorstellen dürften, denn Bruckner, der bis heute noch keinen Heller Geld für alle seine Werke gesehen hat, ist genöthigt, täglich etwa 7–8 Stunden zu geben, was für ihn, der ein wahrhaftiges Genie ist, eine wirkliche Folter sein muß!“ (Briefe I, 860403). Dem muss entgegengestellt werden, dass zu Bruckners Lebzeiten 35 Werke im Druck erschienen sind, darunter sieben Symphonien und drei Messen.

Wie aus dem Verhältnis zur Gesamtzahl der Werke in der jeweiligen Gattung ersichtlich, wurden – dem Bild Bruckners als Symphoniker entsprechend – vor allem die Orchesterwerke publiziert, weiters die liturgisch gut verwendbaren kirchenmusikalischen Vokalwerke. Die weltlichen Vokalwerke hingegen wurden erst nach dem Tod Bruckners in größerer Zahl gedruckt, obwohl 1864 bei Kränzl in Ried im Innkreis der Germanenzug als erstes Werk Bruckners im Druck erschien. 1868 folgte der Druck von In S. Angelum Custodem bei Feichtingers Erben in Linz. Erst nach zehn weiteren Jahren und Bruckners Übersiedlung nach Wien kam es zur Drucklegung des nächsten Werkes, der Dritten Symphonie (2. Fsg.) bei Rättig. Seit 1884 kam regelmäßig mindestens ein Werk pro Jahr heraus; Spitzenjahre waren 1886, 1892 und 1893 mit jeweils fünf Veröffentlichungen.

Weitere Details stehen in dem Artikel “Erstdrucke (Erstveröffentlichungen)” des Anton Bruckner-Lexikon online zur Verfügung.