Leben : Wien I. (1868 – 1877)

zusammengestellt von Alexandra Jud und Damaris Leimgruber (aus: Hans-Joachim Hinrichsen (Hg.): Bruckner-Handbuch, Stuttgart 2010, S. XIII-XXIII).

1868
■ Oktober: Übersiedelung nach Wien (erste Wohnung: 9. Bezirk, Währingerstraße 41, 3. Stock) und Aufnahme der Unterrichtstätigkeit am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien (zunächst noch in den alten Räumen in den Tuchlauben).
■ 28. Dezember: Gewährung eines Jahresstipendiums des Kultusministeriums zur Herstellung größerer symphonischer Werke (500 Gulden).


1869
■ Seit 1868 bis Ostern 1869: Bruckner wohnt Vorlesungen von Hanslick bei.
■ April/Mai: Orgel-Konzertreisen nach Nancy (Basilika St. Epvre) und Paris (Notre Dame).
■ 20. Mai: Ehrenmitglied der Welser Liedertafel.
■ 9. Juni: Ehrenmitglied der Linzer Liedertafel Frohsinn.
■ 21. Oktober: Ehrenmitglied des Linzer Diözesan-Kunstvereins.

Werke:

■ 24. Januar bis 12. September: d-Moll-Sinfonie (WAB 100, die spätere Annullierte) in Wien und Linz.
■ 29. September: Erstaufführung der e-Moll-Messe zur Einweihung der Votivkapelle des Neuen Domes in Linz unter Bruckners Leitung.
■ 29. Oktober: Erstaufführung des Graduale Locus iste (WAB 23) in der Votivkapelle des Neuen Domes in Linz unter Johann Burgstaller.
■ 29./31. Oktober: Skizzen zum ersten Satz einer Sinfonie in B-Dur (WAB 142).
■ November: Beginn der Arbeit am Chor Mitternacht (WAB 80).


1870
■ 5. Januar: Schlusssteinlegung am Großen Musikvereinssaal der Gesellschaft der Musikfreunde durch Kaiser Franz Joseph.
■ 6. Januar: erstes Konzert im neueröffneten Großen Musikvereinssaal unter Herbeck mit Werken von Beethoven, Haydn, Bach, Mozart und Schubert.
■ 16. Januar: Tod der Schwester Maria Anna in Wien; die Führung von Bruckners Haushalt übernimmt (bis zu seinem Tod) für einen Monatslohn von 7 Gulden Katharina Kachelmaier (1846-1911).
■ 27. Januar: Wiener Erstaufführung von Wagners Die Meistersinger von Nürnberg unter Herbeck.
■ 10. Juni: Orgelimprovisation in der Piaristenkirche.
■ 18. Oktober: Hilfslehrer für Klavier an der Lehrerbildungsanstalt St. Anna (bis 1874).
■ 7. November: Künstlerstipendium von 400 Gulden wird von Minister Stremayr bewilligt.
■ 19. November: Ehrenmitglied der Währinger Liedertafel.
■ 22. November: Bruckner wird Ehrenbürger seines Geburtsortes Ansfelden.
■ Dezember: Aufführungen verschiedener Werke von Beethoven anlässlich des Beethoven-Festes.

Werke:

■ 15. Mai: Erstaufführung des Chores Mitternacht (WAB 80) in Linz beim Gründungsfestkonzert der Liedertafel Frohsinn unter der Leitung von W. Gericke.
■ 11. September: Aufführung der d-Moll-Messe (WAB 26) im Salzburger Dom in Anwesenheit Bruckners.


1871
■ 27. Januar: Wiener Premiere von Wagners Der Fliegende Holländer unter Herbeck.
■ 18. April: erfolgreiches Probespiel an der Orgel der Piaristenkirche im Rahmen eines Konkurrenzspiels anlässlich der Vorbereitungen zur Weltausstellung in London.
■ 20. Juli: Beginn der Londonreise.
■ Juli/August: Orgelkonzerte in London (Royal Albert Hall, Crystal Palace) mit Werken von Bach, Händel und Mendelssohn sowie eigenen Improvisationen.
■ 5. Oktober: Enthebung Bruckners von seinem Amt als Hilfslehrer (St.-Anna-Affäre); später Rehabilitierung.

Werke:

■ 11. Oktober: Beginn der Arbeit an der Zweiten Sinfonie.


1872
■ 8. Mai: Aufführung von Wagners Rienzi unter Herbeck.
■ 12. Mai: Bruckner macht möglicherweise Bekanntschaft mit dem Feuerzauber aus der Walküre im Wagner-Konzert im Musikvereinssaal.
■ 15. November: Orgelimprovisation zur Einweihung der neuen Orgel des Musikvereinssaales in Wien; Brahms dirigiert den Wiener Singverein.

Werke:

■ 16. Juni: Erstaufführung der f-Moll-Messe unter Bruckners Leitung in der Hofpfarrkirche St. Augustin.
■ 11. September: Vollendung der Zweiten Sinfonie; Beginn der Arbeit an der Dritten Sinfonie.
■ Oktober: Ablehnung der Erstaufführung der Zweiten Sinfonie durch den Dirigenten der Wiener Philharmoniker, Otto Dessoff.
■ 8. Dezember: Aufführung der f-Moll-Messe unter Bruckners Leitung in der Wiener Hofburgkapelle.


1873
■ August/September: Reise nach Karlsbad (mit Orgelkonzert), Marienbad (Kuraufenthalt), Bayreuth; dort Besuch bei Richard Wagner und Bitte um Erlaubnis zur Widmung der Dritten Sinfonie.
■ 15. Oktober: Beitritt zum Wiener Akademischen Wagner-Verein.

Werke:

■ 31. August: Vollendung der Skizze zum Finale der Dritten Sinfonie.
■ 26. Oktober: Erstaufführung der Zweiten Sinfonie (Fassung 1872, mit Änderungen von 1873) durch die Wiener Philharmoniker unter Bruckners Leitung zur Schlussfeier der Wiener Weltausstellung.
■ 8. Dezember: Erstaufführung des Christus factus est II (WAB 10) für achtstimmigen Chor in der Hofburgkapelle.
■ 31. Dezember: Dritte Sinfonie (1. Fassung) vollendet.


1874
■ 18. April: erfolgloses Gesuch an das Kultusministerium um eine feste Anstellung als Theorielehrer an der Universität Wien.
■ 4. Mai: Antrag Hanslicks, das Gesuch vom 18. April abzulehnen.
■ 10. Mai: Berichtigung des Gesuches vom 18. April mit Bitte um eine Lehrstelle statt einer Professur.
■ 24. Juni: Cosima Wagner bedankt sich im Namen von Richard Wagner schriftlich für die Widmung der Dritten Sinfonie.
■ Oktober: Verlust der Klavierlehrerstelle an der Präparandie St. Anna wegen Umstrukturierungen.
■ 31. Oktober: Ablehnung des Gesuches vom 10. Mai durch das Professoren-Kollegium der Universität.

Werke:

■ 2. Januar bis 22. November: Vierte Sinfonie (1. Fassung).


1875
■ 1. Juli: Vizearchivar der Hofmusikkapelle und zweiter Singlehrer der Sängerknaben.
■ 8. November: Bruckner wird vom Kultusministerium als zunächst (bis 1880) unbesoldeter Lektor für Harmonielehre und Kontrapunkt an der Universität Wien zugelassen.
■ 22. November: Premiere der von Wagner selbst überwachten Wiener Neueinstudierung des Tannhäuser unter Hans Richter; 15. Dezember: Premiere der von Wagner selbst überwachten Neueinstudierung des Lohengrin unter Richter.

Werke:

■ 14. Februar: Beginn der Arbeit an der Fünften Sinfonie.
■ 19. September: Beginn eines Requiem d-Moll (WAB 141) in Wien skizziert.
■ Kürzungen an der Zweiten Sinfonie.


1876
■ 2. März: Aufführung des Lohengrin unter der Leitung von Wagner.
■ 24. April: Antrittsvorlesung an der Universität.
■ Ende August: bei der dritten Aufführung des Ring des Nibelungen in Bayreuth; dort erste Begegnung mit dem Berliner Kritiker Wilhelm Tappert.
■ Sommer oder Herbst: Übersiedelung in den 1. Bezirk (Heinrichshof am Opernring 3, oberstes Stockwerk).

Werke:

■ 20. Februar: Erstaufführung der Zweiten Sinfonie (gekürzte Fassung von 1875/1876) unter Bruckners Leitung in Wien.
■ 16. Mai: Fünfte Sinfonie vorerst vollendet.
■ Sommer: Änderungen an der d-Moll-Messe (verbessert).
■ 31. Dezember: Männerchor Das hohe Lied (WAB 74) vollendet.


1877
■ 7. Januar: erfolglose Bewerbung um die Kapellmeisterstelle an der Kirche Am Hof
■ 12. Januar: erfolgloses Gesuch an das Kultusministerium um eine feste Remuneration für seine Lehrtätigkeit an der Universität.
■ 30. April: Bruckners erste Kontrapunkt-Vorlesung.
■ 15. November: Übersiedelung in den 1. Bezirk (Heßgasse 7); die Wohnung im 4. Stock wird Bruckner durch den Hausbesitzer, seinen Universitätshörer Anton Ölzelt Ritter von Newin, kostenlos zur Verfügung gestellt.

Werke:

■ Revision der Zweiten Sinfonie (2. Fassung).
■ 27. September: Philharmoniker lehnen in einer Novitätenprobe die Dritte Sinfonie erneut ab; dies löst neue Umarbeitungen aus.
■ 28. Oktober: Tod Herbecks, der sich für eine Aufführung der Dritten Sinfonie eingesetzt hatte.
■ 16. Dezember: Erstaufführung der Dritten Sinfonie (2. Fassung, vermutlich gekürzt) unter Bruckners Leitung in Wien; Theodor Rättig bietet Bruckner an, die Dritte Sinfonie auf eigene Kosten zu publizieren.